Reden wir doch mal übers Wetter

Winter-Chalkboard-Printable-Quote-by-The-Happy-Housie-Edith-SitwellKeine Angst, ich meine natürlich nicht das aktuelle Wetter draussen vor dem Fenster. (Obwohl ich mich ja stundenlang über den dramatischen Mangel an Schnee aufregen könnte. Es ist Winter, es ist bald Weihnachten, da möchte ich WEISS, nicht grün, grau und braun!)

Nein, reden wir lieber über Wetter in Romanen und Geschichten. Auch ein schönes Smalltalk Thema 😉

In der literarischen Epoche der Romantik führte kein Weg an ausführlichen Wetterbeschreibungen vorbei, weil diese gleich zwei Zielen dienten: zum einen sollten sie die Schönheit und Macht der Natur zu zeigen, zum anderen – was noch viel wichtiger war – die Stimmung der Figuren widerspiegeln und verdeutlichen. Daher gab es jedesmal einen gewaltigen Sturm, wenn ein Streit ausbrach, und traurige Verabschiedungen fanden fast immer im strömenden Regen statt.

Natürlich ist die Epoche der Romantik schon lange vorbei, aber die Tradition der Wetterbetrachtung existiert immer noch. Ich bin mir sicher, dass jeder auf Anhieb mindestens ein Dutzend Filme nennen kann, bei denen ein Gewitter oder einen Sonnenstrahl genau im richtigen Moment auftaucht. Und wenn ein solcher Moment gut umgesetzt ist, kann das gezeigte Wetter auch ganz erheblich zur Stimmung beitragen (was wäre zum Beispiel ein schwarz-weiss Horrorfilm ohne Blitz und Donner?).

Trotzdem gibt es auch Regisseure und Autoren, die um jeden Preis auf jede Spur von Wetter verzichten möchten. Warum? Nun, weil ihnen wieder und wieder gesagt wurde, dass solche Darstellungen und Beschreibungen nicht nur veraltet sind, sondern ein absolut zu vermeidendes Klichee darstellen.

Ich selbst bin kein grosser Fan der Romantik und ihrer Literatur. Ausserdem bin ich beim Schreiben immer sehr darauf bedacht, ja keine offensichtlichen und überstrapazierten Klischees zu benutzen. Daher war die ausführliche Beschreibung von Wetter für mich lange Zeit ein ‘no go’; wenn überhaupt, dann handelte ich sie in ein bis zwei Sätzen ab, immer als Hintergrundbeschreibung und nie mit einem tieferen Sinn zwischen den Zeilen.

46701-Cat-Watching-RainUnd trotzdem bekam ich eines Tages eine Kritik zu hören, die mir genau das vorwarf, was ich zu vermeiden versucht hatte. In einer Kurzgeschichte (einem Outtake aus einem meiner Projekte) schrieb ich die folgenden Zeilen:

You are just standing there, staring out of the window in intense concentration, as if you hadn’t even noticed me. The rain has stopped, but the clouds are still hanging there, heavy and dark.

(Du stehst nur da, ganz konzentriert auf die Welt auf der anderen Seite des Fensters, als hättest du mich nicht einmal bemerkt. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber die dunklen, schweren Wolken sind immer noch da.)

Ja, ich weiss. Eine Figur dabei zu zeigen, wie sie ‘gedankenverloren aus dem Fenster schaut’, ist ein absolutes Klischee. Das war mir beim Schreiben auch bewusst (wenigstens finden sich diese Sätze in der Mitte der Geschichte und nicht am Anfang, wo sie noch ein wesentlich grösseres Klischee erfüllen würden), und ich erwartete daher fast, dass mich jemand in den Kommentaren darauf hinweisen würde. Was ich jedoch nicht erwartete hatte, war, dass der ‘Fenster’ Teil komplett ignoriert wurde und ich stattdessen für etwas ganz anderes krisiert wurde: “Du benutzt hier das Wetter, um die Stimmung deiner Figur zu zeigen. Das würde ich unbedingt rausnehmen, solche überstrapazierten Klischees benutzt kein seriöser Autor.”

Ich hatte eine solche Kritik nicht erwartet, weil diese Zeile eben gar nicht das Wetter draussen vor dem Fenster beschreiben sollte, sondern vielmehr metaphorisch gemeint war (die beiden Figuren in der Geschichte hatten vorher einen heftigen Streit, und ich wollte dieses Gefühl von “der Streit ist vorbei, aber die Stimmung ist immer noch gedrückt” bildhaft darstellen).

Ist eine Wettermetapher also schon genauso schlimm wie eine Wetterbeschreibung? Reagieren manche Leute viel zu sensibel auf jedes Detail, das eventuell zum Klischee werden könnte? Oder liegt das eigentliche Problem ganz woanders?

Schliesslich gibt es auch Schreibratgeber, die ganz überzeugt dazu raten, Wetter im Roman nicht nur zu erwähnen, sondern bewusst einzusetzten. Schliesslich macht es die Geschichte nicht nur realistischer, sondern bietet auch die Chance, den Leser quasi zwischen den Zeilen über den Zustand der Figuren informieren. Erst vor kurzem fand sich wieder ein Link zu solch einem Blogpost auf meinem Facebook Feed.

quote-Blaise-Pascal-the-weather-and-my-mood-have-little-45104Wer hat denn nun recht? Ist die Beschreibung von Wetter ein zu vermeidendes Klischee oder ein erzählerisches Mittel, das grosse Chancen bietet?

Meiner Meinung nach liegt die Wahrheit – wie immer – in der Mitte.

Zuallererst einmal ist Wetter unbestritten eine gute Möglichkeit, einen Roman oder eine Geschichte realistischer zu machen. Es ist einfach ein Teil des Lebens, den jeder kennt. Daher kann eine gute Beschreibung dem Leser auch helfen, eine Szene oder einen Ort lebendiger vor Augen zu sehen. Natürlich sollte der Einsatz dennoch sparsam erfolgen, denn häufige lange Beschreibungen können die Handlung erheblich bremsen und somit beim Leser für Frust und Langeweile sorgen.

Und dasselbe gilt auch, wenn man das Wetter benutzt, um einen Einblick in den Zustand oder die Stimmung der Figuren zu geben, oder um einer Szene eine tiefere Bedeutung zu verleihen. Zusätzlich spielt in diesem Fall auch Feinheit und Rafinesse eine Rolle. Um die Wirkung zu erhalten, sollte man sich solche ‘bedeutungsvollen Beschreibungen’ für Momente aufsparen, wo sie wirklich angebracht sind. Man sollte ausserdem immer darauf achten, dass die Beschreibung zum eigenen Schreibstil und zur Geschichte an sich passt (ausserhalb von Fantasy gibt es ziemlich sicher keine Schneestürme im Juli oder Sandstürme in der Arktis). Ganz besonders wichtig ist auch die Originalität – statt eines bekannten und oft benutzten Klischees, das man in jedem zweiten Roman findet, sollte man versuchen, eine eigene Idee umzusetzen, die dem persönlichen Stil und der aktuellen Handlung entspringt.

Und um es nochmal zu wiederholen: subtil muss es sein. Es geht um die Erschaffung von Stimmung, Atmosphäre, Gefühl – und nichts ist da ungeeigneter als das verbale Equivalent von “er weinte, und der Himmel weinte mit ihm – PASSEND ODER? WEIL REGEN FAST DASSELBE IST WIE TRÄNEN.”

Wo wir gerade von Regen sprechen: ich habe vor einer Zeit einmal eine Szene geschrieben, in der jemand seinem besten Freund ein Geständnis macht. Der beste Freund reagierte darauf mit Bestützung und flüchtete erst aus dem Raum, dann aus dem Gebäude – und findet sich draussen im strömenden Regen wieder.

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Eine Situation, die jeder Autor kennt – (c) by StarDragon77 auf Deviant Art

Ja, ich weiss. Was für ein Klischee. Der Alarm in mein Kopf schrillte sofort auf. Und trotzdem entschied ich mich, die Szene genau so zu schreiben. Nicht nur, weil sie in meinem Kopf genau so aussah (bei mir fangen alle Szenen als kleine ‘mentale Filme’ an), sondern auch, weil die Botschaft zwischen den Zeilen eine sehr subtile war: Der Regen sollte nicht Traurigkeit darstellen, oder den Streit der beiden symbolisieren. In Wahrheit war nämlich der beste Freund eher erschüttert und überfordert als traurig, und gestritten hatten die beiden ja nicht wirklich. Der Regen sollte lediglich zeigen, was das Geständnis bei ihm ausgelöst hatte und wie betroffen er davon war – so sehr, dass sein erster Impuls die Flucht war. Einfach weg von allem, auch wenn dies bedeutete, draussen im strömenden Regen stehen zu müssen.

Während des NaNoWriMo habe ich übrigens an einem Projekt gearbeitet, das Regen bereits im Titel trägt (“Blut und Regen” – was bis jetzt lediglich der Arbeitstitel ist, aber da die beiden Konzepte eine grosse Rolle spielen, hätte ich sie gerne auch im finalen Titel). Der Grund dafür ist, dass Regen in der Geschichte häufig erwähnt wird und über die Wetterbeschreibung hinaus zu einer Art Symbol wird. Nein, der Regen steht auch hier nicht einfach für Traurigkeit, Verzeiflung oder Drama. Es geht weniger um den Regen selbst als um die Haltung ihm gegenüber; er wird sozusagen zu einem Beweis dafür, wie sich die Einstellung des Protagonisten im Verlauf der Geschichte verändert.

Am Anfang betritt der Protagonist ein Land, von dem er nur Negatives gehört hat und dem er sich daher überhaupt nicht verbunden fühlt. Regen mag er auch so gar nicht; und da das Land den Ruf hat, es würde hier ständig regnen (was teils stimmt, und teils einer ‘sich selbst erfüllenden Prophezeihgung’ gleichkommt – eine Tatsache, die viele bestimmt schon während der Ferien in Grossbritannien beobachten konnte), ist das für ihn nur ein weiterer Grund, der seine ablehnende Haltung Land und Leuten gegenüber rechtfertigt.

Je mehr Zeit er jedoch dort verbringt, je mehr er sieht und erfährt, desto mehr merkt er – sehr zu seiner Überraschung – dass seine ursprüngliche Haltung engstirnig und unbegründet war. Und dann verliebt er sich auch noch in eine Person, die in diesem Land geboren und sehr von ihm geprägt ist. Nach und nach erhält so der Regen eine andere Bedeutung für ihn, und an einem Punkt der Geschichte ist er dann gar verwirrt und verärgert, dass es eben nicht regnet: Sie verliessen den Gasthof, und wurden von strahlendem Sonnenschein empfangen. Ein gutes Zeichen für ihre weitere Reise, und dennoch konnte er nur daran denken, wie falsch sich das anfühlte. So unabänderlich, unglaublich falsch.  In einer späteren Szene wird daraus sogar noch Bedauern: Warum regnete es immer noch nicht? Er vermisste den Regen.

Natürlich geht es bei seinen Gedanken nicht länger ums Wetter. Der Regen, das fremde Land, die Person, die er liebt – sie sind inzwischen so eng verbunden, dass sie teilweise sogar eins werden. Wenn er also vorgibt, den Regen zu vermissen, dann ist es in Wirklichkeit so, dass ihm eine ganz bestimmte Person fehlt. (Und man muss hinzufügen, dass er letzteres niemals offen aussprechen oder zugeben würde.)

Man kann sagen, das sei zu subtil. Oder man kann sagen, es handle sich immer noch um ein offensichtliches Klischee. Über Geschmack lässt sich bekanntlich immer streiten – genauso wie über das Wetter.

 

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Ziel erreicht – Champagner für alle!

Meine Damen und Herren Leser, mit grosser Freude darf ich verkünden: Es ist geschafft.

Gestern konnte ich unglaubliche 50 977 Wörter validieren – und heute bin ich offizieller NaNoWriMo Gewinner. Alkohol-freier Champager und Kekse für alle!

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Wenn ich so zurückschaue, dann kann ich mit voller Überzeugung sagen, dass noch nie ein Monat so schnell vorbei gegangen ist. Heute ist bereits der erste Advent, der November ist also fast vorbei und der NaNoWriMo wird in zwei Tagen beendet. candle-in-the-dark

Und wie immer bringt solch ein Ende sehr gemischte Gefühle mit sich:

 

Überraschung – Als ich diese Herausforderung angenommen habe, habe ich nicht wirklich geglaubt, dass ich je so weit kommen würde. Ich bin immer noch ein bisschen schockiert (positiv!).

Stolz– Ich habs geschafft! Und sogar mit zwei Tagen Vorsprung.

Freude – Es war eine tolle Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Und die unglaublich grosse Unterstützung von allen Seiten hat ganz massgeblich dazu beigetragen.

Trauer – Wie immer ist natürlich auch ein bisschen Trauer dabei. Schade, dass alles schon vorbei ist und jetzt wieder das ‘normale Leben’ (und die Überarbeitung…) angesagt ist.

 

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(picture taken from quotesgram.com)

Am Anfang des NaNoWriMo hatte ich ein erklärtes Ziel. Um mein erstes Wochen-Update zu zitieren:

“Dieser erste November würde die Entscheidung bringen. Entweder ich würde es schaffen, zum Schreiben zurückzufinden, oder ich würde scheitern. “

Es ist gut zu wissen, dass ich nicht gescheitert bin. Es ist noch besser festzustellen, dass ich immer noch die Fähigkeit habe, Wörter aneinanderzureihen und eine Geschichte darauf zu machen. Die Magie ist immer noch da. Vielleicht war sie auch niemals weg.

Und das, obwohl die Geschichte keineswegs fertig ist, obwohl das ganze noch keinerlei Struktur hat und obwohl die meisten dieser 50 000 Wörter einfach schrecklich sind.

Beim NaNoWriMo geht es nicht darum, einen perfekten Text zu produzieren. Es geht einfach nur ums Schreiben und darum, seine Musen freizulassen. Und darum, Spass zu haben.

Das Ergebnis muss wohl noch mehrfach überarbeitet werden, aber für den Moment bin ich erstmal glücklich darüber. Und sehr sehr stolz.

 

Zu guter Letzt möchte ich noch all denen danken, die meine (derzeit) 50 977 Wörter möglich gemacht haben. Ich danke ganz besonders:thanks

Meinen Katzen für ihre persönliche Unterstützung und endlose Geduld und alle die Stunden, die sie einfach neben mir sassen, während ich wie verrückt getippt habe.

Dem ganzen NaNoWriMo Personal  – ihr habt etwas grossartiges erschaffen und kriegt es trotzdem noch hin, euch jedes Jahr zu steigern.

Allen meinen Freunden, die mich im Grossen wie im Kleinen immer unterstützt (und oft nach der Geschichte gefagt) haben.

thanks-for-your-great-supportAllen Schweizer WriMos, die die kleine aber höchst engagierte Schweizer NaNo Community ausmachen (mit speziellen Grüssen an die Winterthur-Sektion. Hoffe, ihr schafft es alle noch über die Ziellinie!).

Und natürlich ganz besonders allen meinen super-tollen Writing Buddies – allen voran Mika Krüger, die schon am Dienstag fertig war und dann auf mich gewartet hat, damit wir gleichzeitig die Ziellinie erreichen konnten, und Jery, deren aufbauende, kluge und witzige Nachrichten um Längen besser sind als Muffins, Brownies und Cookies – kombiniert.

Ich liebe euch alle, mehr als ich je sagen (oder schreiben) kann. Ihr seid die Besten!

 

Hallo, Protagonist… wie wärs mit Kaffee?

Eine perfekte Zusammenfassung meiner dritten NaNoWriMo Woche.  writercaffeine-300x236

Nach viel Kaffee und noch mehr Stunden am Computer ist es jetzt wieder Zeit für einen kurzen Rückblick, bevor die neue (und letzte) NaNo Woche startet.

Um mit dem Positiven zu beginnen: meine Figuren haben sich endlich zu wahren Personen entwickelt. Ich hatte mir ja schon echte Sorgen um Will gemacht. Er ist immerhin der Protagonist und der Fokuscharakter (bzw. die Reflektorfigur, je nach dem, welcher 5678b3ea4d0eea403d1c1205bfe9ad84Ausdruck zur Übersetzung des englischen focalizer bevorzugt wird), war aber vor allem am Anfang immer ein bisschen zu angepasst, anstatt eine wirkliche eigene Persönlichkeit zu haben. Glücklicherweise sah das vor allem eine andere Hauptfigur ganz ähnlich und machte es sich zur persönlichen Mission, Persönlichkeitsentwicklung zu verursachen, und das nicht zu knapp. Der arme Will konnte einem stellenweise schon fast leid tun…

Aber nicht nur er entwickelte sich letztlich prächtig, auch der Rest der Figuren. Plötzlich sagten sie Dinge, die ich so nicht erwartet hatte, taten Dinge, die sie nie hätten tun sollen, und machten mir mehrmals unmissverständlich klar, dass die Geschichte nicht so laufen würden, wie ich das ursprünglich geplant hatte.

Wie E.L. Doctorow mal sagte: “Writing is a socially accepted form of schizophrenia.” In diesem Fall jedoch ist es eine Art von Schizophrenie, die ich voll und ganz begrüsse, weil es bedeutet, dass meine Figuren entlich eigene Stimmen haben und mit mir sprechen.

(Und ja, man muss wohl Schriftsteller sein, um das völlig zu verstehen 😉 )656b330a99a6e87bc4e54ae4e34dbf24

Leider gab es aber auch negative Erlebnisse. Mein innerer Kritiker kam zurück, und zögerte keine Sekunde, mich wissen zu lassen, dass mein Romanentwurf ganz entsetztlich furchtbar und auch noch schlecht geschrieben ist, und dass die grosse offene Frage nach wie vor lautet: Wie soll das alles jemals (logisch) Sinn machen? Ich wusste ja schon am Ende der zweiten Woche, dass der grosse Kampf in der dritten auf mich warten würde. Und der Kampf ist leider auch noch nicht vorrüber.

Und trotzdem… im Moment bin ich meinem Zeitplan um zwei ganze Tage voraus, und gerade bei 40 000 Wörtern angekommen. Ich kann die Ziellinie also beinahe schon sehen. Jedes weitere Wort ist ein weiterer Schritt. Allein schon deshalb kann und werde ich jetzt nicht aufgeben.

An alle WriMos da draussen, vor allem aber an meine Writing Buddies: Wir habens fast geschafft! Und wir sehen uns an der Ziellinie. Ich bringe die Kekse.

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(c) by Pusheen the Cat

Status: Ich schreibe noch…

il_570xN.448123416_94bbWas war das für eine Woche… inklusive einem Freitag dem 13. (für mich immer ein spezieller Tag und entgegen seinem Ruf immer komplett ohne Pech) und einem Treffen mit anderen WriMos bei Starbucks in Winterthur (Falls ihr das lest: Hallo! Toll, euch kennengerlernt zu haben).

Und natürlich war es die zweite NaNoWriMo Woche.

Überraschung, ich schreibe immer noch. Und die Geschichte wächst und wächst.

Das heisst natürlich nicht, dass es eine absolut problemlose Woche war. Bei weiten nicht. Die zweite Woche ist berühmt für Zweifel, Rückschläge und erste Ermüdungserscheinungen. Und so bekam ich davon auch mehr zu spüren, als mir lieb war. Vor allem im Bereich Zweifel habe ich fast Angst, dass diese in der dritten Woche noch zunehmen. Aber bis jetzt hab ich sie noch im Griff, und so ist es mir gestern gelungen, die ‘halfway there’ Linie zu überqueren. Die erste Hälfte liegt nun hinter mir.

 

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Der Tipp der Woche (aus “No Plot, Not Problem” von Chris Baty)

25 000 Wörter. Wow. Ich habe nie geglaubt, dass ich so weit kommen würde…

Das verlangt natürlich nach einem weiteren grossen DANKE an die fantastische NaNo Community im Allgemeinen, und and meine absolut unübertroffen grossartigen Writing Buddies im Speziellen.

Und jetzt, auf zur nächsten Hälfte!

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Einfach ein Wort nach dem anderen…

12065488_10205170510682849_8431973521092629330_nDie erste Woche NaNoWriMo ist vorbei. Und was war das für eine Woche!

Bis jetzt habe ich ganze 12 714 Wörter geschrieben, und obwohl das nur geringfügig über dem empfohlenen Wert liegt (11 666 Wörter am siebten Tag), bin ich doch überglücklich. Während ich das schreibe, kommen mir fast die Tränen. Und das ist kein Scherz.

Als ich am ersten November angefangen habe, habe ich alles erwartet. Dass ich nicht einmal wüsste, wo anfangen. Dass ich nicht jeden Tag schreiben könnte (ich habe immerhin noch einen Beruf, der ziemlich anstrengend und of auch ziemlich ermüdend ist). Dass ich bald hoffnungslos festhängen würde, ohne die Wörter oder den Willen zum Weiterschreiben. Dass mein innerer Kritiker mir schonungslos mitteilen würde, dass es eh alles keinen Sinn hätte.

Was ich jedoch nicht erwartet habe, ist, dass ich so ziemlich jeden Tag mein Ziel von 1 6667 Wörtern erreichen würde (manchmal lag ich sogar knapp darüber und nur einmal knapp darunter). Mich einfach hinsetzen und zwei Stunden lang schreiben zu können, nur um dann aufzuschauen und mich zu wundern, wie schnell die Zeit vergangen war. Dieses Gefühl von “writer’s high” (viiiel besser als Drogen), wenn es besonders gut gelaufen war. Und ich hatte ganz sicher nicht erwartet, dass meine Geschichte sich so gut und schnell entwickeln würde.

Ziemlich tiefgestapelte Erwartungen, könnte man sagen. Aber ich kann das erklären. In der kurzen Version, zumindest.

Die Teilnahme am NaNoWriMo wird oft mit dem Erlegen eines Drachen verglichen – oder zumindest mit dem Versuch, dies zu tun. Für mich ist es genau das; nur, dass der Drache nicht die Herausforderung an sich ist. Der Drachen ist etwas in mir selbst.

Es gab einmal eine Zeit, als es für mich leicht war, zu schreiben. Stundenlang, ohne grosse Mühe, ganze Romane.

Aber dann passierten einige persönliche Dinge, und ich war leider nicht in der Lage, diese und das Schreiben zu trennen. Deswegen musste ich zuletzt sogar eine unfertige Geschichte aufgeben (etwas, was ich vorher noch nie getan hatte), und das machte es nur noch schlimmer.

Von da an kämpfte ich jedesmal, wenn ich Schreiben wollte, mit schlechten Erinnerungen und mit dem Gefühl von Schuld und Unfähigkeit. Auch mein ‘inner Kritiker’ wurde stärker denn je. Ich war schon immer ein Perfektionist gewesen, aber das war weit mehr als Perfektinisimus. Und weit schlimmer.

Ich schrieb immer noch. Ich plottete immer noch. Aber ich plottet ewig, war nie zufrieden und nie in der Lage, die Ergebnisse in eine Geschichte zu verwandeln. Und ich schrieb Kurzgeschichten, gute sogar. Trotzdem, alles, was ich wollte, war ein Buch zu beenden.

Ich brachte es fertig, an vier Projekten zu arbeiten, die mir alle sehr viel bedeuteten. Ich wollte jedes einzelne davon wirklich schreiben. Aber ich bekam es einfach nicht hin.

Und dann, im Oktober, wurde ich an den NaNoWriMo erinnert. Ich hatte seit Jahren geplant, einmal selbst teilzunehmen, aber es war jeden November etwas dazwischen gekommen. Im letzten Jahr hatte ich um diese Zeit meine Prüfungslektionen für das Lehrdiplom, und trotz des Stresses hatte ich mir geschworen, dass ich im nächsten Jahr dabei sein würde.

Aber machte es mit diesem “Schreibtrauma” überhaupt Sinn, es auch nur zu versuchen?

Ich entschied, dass ich nichts zu verlieren hatte. Dieser erste November würde die Entscheidung bringen. Entweder ich würde es schaffen, zum Schreiben zurückzufinden, oder ich würde scheitern. Leicht gesagt. Aber ich gebe zu, dass ich ziemlich Angst hatte.

Die Auswahl der richtigen Geschichte erwies sich als hart, aber machbar. Von meinen vier Projekten war eines bereits zu weit fortgeschritten (da mehrere Kapitel bereits geschrieben waren), und ein anderes noch zu wenig (der grobe Plot war da, aber noch mit zu vielen Löchern). Aus den verbleibenden beiden wählte ich schliesslich das ‘weniger durchdachte’, und investierte auch nicht viel Zeit ins Plotten. Ich hatte den Anfang, das Ende, einige Ideen für die Mitte und eine grobe Vorstellung von den wichtigsten Figuren. Und natürlich tausende von kleinen Details, die ich irgendwo unterbringen wollte.

Der Planer und der Perfektionist in mir waren beide entsetzt, aber ich hatte das Gefühl, dass dies der einzig mögliche Weg war.

Und überraschenderweise funktioniert es bis jetzt.

Was ich bereits heute von meiner NaNo Erfahrung mitnehme, ist, dass weniger Perfektionismus und mehr Zeit zum ‘einfach schreiben’ bereits einen grossen Unterschied machen. Und das Statistiken extrem motivieren. Jeden Tag freue ich mich auf den Moment, wo ich die Zahl der geschafften Wörter eingebe und den Balken wachsen sehe.

Ausserdem habe ich nicht nur festgestellt, dass ich immer noch schreiben kann, sondern auch, dass es enorm viel bringt, sich mit positiven Menschen zu umgeben.

An alle meine Writing Buddies und nicht-schreibenden-Freunde: Ich liebe und schätze jeden einzelnen von euch und ihr bedeutet mir mehr, als ich in Worte fassen kann.

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(c) dundanim via DepositPhotos.com

An alle NaNoWriMo Teilnehmer: Macht weiter so. Wort für Wort für Wort.

Auf zu einer neuen Woche!