Station Märchensommer 2021

Hinweis: Dies ist eine Station der Märchensommer Märchenrallye von PoiSonPaiNter, den Anfang dieser Runde findet ihr hier.

(Unbedingt nachlesen, wenn ihr nicht wisst, was die Märchensommer Rallye ist … ihr verpasst was.)

Ich freue mich total, dass ich dieses Jahr wieder dabei sei darf. Märchen faszinieren mich seit meiner Kindheit, vor allem, seit ich eine alte, zweibändige, stoffbezogene Ausgabe von “Grimms Märchen” bekommen habe, die vorher meinem Vater gehört hat und die mir zum ersten Mal die ‘dunkleren’ Facetten der bekannten – und unbekannteren – Erzählungen nahegebracht hat. An Märchen liebe ich vor allem die tiefere Botschaft, die sich hinter dem Offensichtlichen verbirgt; etwas, das seinen Weg auch in meine eigenen Geschichten gefunden hat.

Bevor ich euch aber mehr dazu erzähle, darf ich euch den Lösungsbuchstaben präsentieren, der euch hierher geführt hat. Es ist das C – wie Charisma. (Davon habt ihr sicher jede Menge …)

In meinem Kurzroman Das Leuchten am Rande des Abgrunds spielt das Geschichtenerzählen eine ganz besondere Rolle, und daher werden verschiedene literarische Werke erwähnt, darunter auch das Märchen von der kleinen Meerjungfrau.

Unglaublich passend, dass Poisonpainter mir in diesem Jahr ein Märchen vom selben Autor zugeteilt hat – Däumelinchen wurde nämlich ebenfalls von Hans Christian Andersen geschrieben.

Beides sind Kunstmärchen – zwar an Vorlagen angelehnt, aber letztlich von Andersen selbst erschaffen – und beide handeln im Prinzip von dem Versuch, sich an eine fremde Welt anzupassen, und davon, dabei zu scheitern.

Die kleine Meerjungfrau möchte Teil der Menschenwelt werden, Däumelinchen landet im Verlauf ihrer Geschichte bei verschiedenen Tieren. Der Unterschied liegt jedoch darin, dass die kleine Meerjungfrau eine bewusste Entscheidung trifft und bei einer Hexe ihre Stimme gegen Beine eintauscht, Däumelinchen jedoch meist passiv bleibt – sie wird entführt, verschleppt und durch die Umstände gezwungen. Dafür bekommt Däumelinchen aber ein Happy End, was der kleinen Meerjungfrau nicht vergönnt ist.

Ich persönlich finde es auffällig, dass beide Märchen von der Suche nach einem Platz im Leben handeln, vom “Anderssein”, vom “nicht hinein passen” in eine Gesellschaft.

Es wird oft diskutiert, ob Andersen homosexuell war und dies Einfluss auf seine Märchen hatte, dass er Ausgestossenheit und unerwiederte Liebe selbst kannte und im Schreiben verarbeitete. Für die kleine Meerjungfrau endet diese unerwiederte Liebe tragisch, für Däumelinchen dagegen mit einem Happy End, als sie endlich einen Partner findet, der genauso ist wie sie.

Ausserdem galt Andersen als Hypochonder und stark von Ängsten geprägt – auch dies könnte dazu geführt haben, dass er sich in vielen seiner Märchen mit Aussenseitern und Ausgrenzung beschäftigt.

Und wie geht es jetzt weiter?

Hier entlang. Folgt mir einfach unauffällig zu der Frage, die euch zur nächsten Station, und damit zum nächsten Buchstaben bringt.

Aus welchem Korn wächst Däumelinchen?

a)    Gerstenkorn
b)    Weizenkorn
c)    Roggenkorn

Schön, dass ihr da wart! Viel Glück auf eurem weiteren Weg durch den Märchenwald – und passt gut auf euch auf!


Bilder: poisonpainter; pixabay