Trivia

Zitat 1

  • Meine erste Begegnung mit Yokai, genauer gesagt mit Bakeneko (dem Katzen-Yokai aus meiner Geschichte) war schon einige Zeit vor der Anthologie. Ich folgte dem Twitter Account curiousordinary, der sich mit Mythen, Folklore und Fabelwesen beschäftigt. 
    Eines Tages fand ich dort ein Post über Bakeneko, mit faszinierenden Bildern. Dieses Post endete mit:

    Some tales tell of cats who transform into bakeneko, eat their owners, take on their form and continue living on in their place. So if you have cat-owning friends…do beware if they start to behave a little differently.
    (“Manche Erzählungen handeln von Katzen, die sich in Bakeneko verwandeln, ihre Besitzer*innen auffressen, deren Gestalt annehmen und ihrer Stelle weiterleben. Wenn ihr also katzenbesitzende Freund*innen habt … passt auf, falls sich diese plötzlich seltsam benehmen.”)

    Diesen letzten Satz fand ich irgendwie gruselig, aber gleichzeitig auch amüsant. Ich nahm mir fest vor, eines Tages eine Geschichte darüber zu schreiben.

  • Dieses Vorhaben ging aber zunächst vergessen .., bis mich meine beste Freundin Mika fragte, ob ich nicht eine Geschichte für ihre zweite Anthologie besteuern wollte – zum Thema Yokai (japanische Geister- und Monsterwesen).

  • Das war natürlich meine Chance für eine Bakeneko-Geschichte! Aber zunächst zögerte ich … schon wieder eine Katze? War das nicht zu offensichtlich? Ich recherchierte andere Yokai – darunter sich selbst spielende Instrumente und (einer meiner Lieblinge!) belebte Sandalen, die nachts durchs Haus schlappen … das wäre dann aber sicher eher Comedy als Grusel geworden.
    Also blieb ich bei den Katzen 🙂
    (₌♥ᆽ♥₌)

  • Wie man in den Informationen nach meiner Geschichte lesen kann, sind Bakeneko wirklich faszinierend:

Auch in Japan sind Katzen beliebte Haustiere. Das erklärt, warum es neben der glückbringenden Winkekatze Manekineko gleich mehrere Arten von Katzen-Yokai gibt. Die Bakeneko (zu Deutsch Monster- oder Geisterkatze) beginnt ihr Leben zunächst als ganz normales Haustier. Durch hohes Alter, großes Gewicht oder das übermäßige Auflecken von Lampenöl entwickelt sie jedoch übernatürliche Kräfte und wird zum Yokai. Bakeneko können dann nicht nur auf den Hinterbeinen laufen, sondern neben der „normalen“ Katzenform auch die Gestalt einer menschengroßen Katze oder eines Menschen annehmen. Viele erlernen die menschliche Sprache und tanzen gerne mit einem Handtuch um den Kopf. Auch wenn das jetzt lustig und harmlos klingt – Bakeneko sind grundsätzlich gefährlich und häufig bösartig. Sie können Flüche aussprechen, Unglück bringen, Feuer beschwören, Leichen zum Leben erwecken und sogar Menschen töten (und auffressen). Häufig ist das das Schicksal ihrer Besitzer*innen, deren Gestalt sie dann annehmen – so wie in meiner Geschichte, wo allerdings die Katze keine Mörderin ist, sondern im Gegenteil die Rolle der Rächerin übernimmt.

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  • Bakeneko sind übrigens nicht die einzigen Katzen-Yokai. Es gibt noch die verwandten Nekomata oder die Geister-Kürbis-Katze, die sich an dem Mann rächt, der sie umgebracht hat indem sie eine mysteriöse Krankheit über ihn und seine Familie bringt …

  • Schnell war klar, dass meine Geschichte in Tokio spielen sollte. Dies machte mir aber auch Sorgen, da ich noch nie selbst dort war und mich auf meine Recherche verlassen musste …

  • Bei der Recherche halfen mir das Internet und zwei BücherJapan für die Hosentasche und das absolut grossartige Kaibyo – the Supernatural Cats of Japan (grossartige Bilder und Illustrationen!)
    /ᐠ。ꞈ。ᐟ\

  • Zitat 3Ganz fehlerfrei war meine Recherche zu anfangs übrigens nicht … so versetzte ich die 3D Reklamekatze (siehe Punkt weiter unten) zunächst ins falsche Viertel  – Shibuya statt Shinjuku.

  • Doch mein “gravierendster” Fehler war, dass eine ganz entscheidenende Szene zunächst im Keller stattfand. Beim Schreiben hatte ich bereits diese innere Stimme, die mir sagte: “Ich glaube, in Japan sind Häuser oft nicht unterkellert … hab ich mal irgendwo gelesen”. Ich ignorierte die Stimme jedoch – bis die Geschichte fertig war. Dann liess mir der mögliche Kritikpunkt keine Ruhe, und da Nachfragen meine Vermutung bestätigten, schrieb ich die Szene nochmals um. Ohne Keller.

  • Die Namen der Protagonisten haben natürlich wieder eine Bedeutung.
    Ryan ist nicht nur ein klassischer amerikanischer Vorname, sondern wird auch tradtionell mit “kleiner König” übersetzt – also bestens für einen verwöhnten Sohn.
    Miyako gefiel mir von meiner Liste japaischer weiblicher Vornamen schon vom Klang her. (mi) bedeutet “hübsch, schön”, (ya) “Nacht” und (ko) “Kind” – also “hübsches Kind der Nacht”.
    Passend dazu heisst die Katze Hoshi (), das japanische Wort für “Stern”.
    (๑✪ᆺ✪๑)

  • Im ganzen Text gibt es mehrere Hinweise auf Katzen – die Karaoke-Bar mit dem Winkekatzen-Logo, die 3D Reklametafel und der Tempel. All diese Orte gibt es in Tokio wirklich.

  • Karaoke ist in Japan extrem beliebt. Eine Kette von Karaoke-Bars mit mehreren Filialen hat in der Tat eine Winkelkatze mit einem Mikrofon als Logo – Karaoke Manekineko.

  • Die 3D Reklametafel mit der Katze ist extrem faszinierend – nicht nur in technischer Hinsicht. Im Original ist die gezeigte Katze dreifarbig, und es gibt sogar wirklich einen Fernsehbeitrag dazu, der auf CBS ausgestrahlt wurde.

  • Den Gotokuji Tempel würde ich zu gerne einmal live sehen … tausende von Winkekatzen ^^ Man kann dort auch wirklich Katzenfiguren kaufen und mit nach Hause nehmen.
  • Die Kanji, die mehrfach im Text vorkommen, bilden ein wirkliches japanisches Sprichwort.
    自業自得 (jigou jitoku) heisst wortwörtlich “seine (eigene) Tat, sein (eigener) Gewinn” und wird ins Englische übersetzt mit You reap what you sow (“Du erntest, was du säst”) – daher der Titel meiner Geschichte.
    =^._.^= ∫

Bilderquellen: Zitatgrafiken von Juliet May; Ume no haru gojūsantsugi (梅初春五十三駅), art of Bakeneko (a shapeshifting cat) – Public Domain