Zwei Zahlen spielen eine besondere Rolle in der Geschichte. Eine ist ganz offensichtlich die Sieben, denn Sam erfährt ganz zu Anfang, dass er nur sieben Tage Zeit hat, um die Wahrheit herauszufinden und eine Katastrophe zu verhindern.
Die andere Zahl ist etwas verborgener, aber eigentlich die wichtigere: die Acht. So sind es ja eigentlich acht Tage bis zur erwarteten Flut, und Sams Siedlung heisst Township 8. Aber auch das Buch selbst besteht aus acht Teilen. Dies ist kein Zufall, denn schliesslich ist Ewigkeit/Unendlichkeit das zentrale Thema, und die (liegende) Acht das Unendlichkeitssymbol schlechthin.- Auch die Überschriften der einzelnen Teile untersteichen das zentrale Thema. Es sind alles Dinge und Konzepte, denen eine gewisse Art von Ewigkeit zugesprochen wird – Staub, Meer, Himmel, Eisen, Steine, Geschichten, Sterne – und zuletzt das Wir (eine Andeutung, dass Sam und Alexis am Ende ‘ihre’ Ewigkeit erreichen, aber auch eine Erinnerung an das Hochzeitmotto von Sams Eltern – Einsam sterblich, gemeinsam ewig – und daran, dass die Liebe alles überdauern kann).
- Aus diesem Grund hiess der Projektordner auf meinem Computer lange Zeit “Eternity” und der Arbeitstitel im Camp NaNo war “Project Eternity”. Auch im finalen Titel sollte das Wort “Ewigkeit” vorkommen, das war lange sicher.
Ich hatte eine ganze Datei voller Titelvarianten, 90% davon mit diesem Wort, verwarf aber nahezu alle, weil der Titel schon existierte (wenig überaschend) oder weil sie letztlich nicht gut genug klangen. Ein Wortkombination wie “Ewigkeitsdämmerung” oder ein vier-Wort-Titel wie “Das Flüstern der Ewigkeit” wäre schon toll gewesen … - … aber letztlich entschied ich mich (fast in Verzweiflung) für einen Titel, der auf einer Textstelle beruhte. „Es ist nur das Leuchten am Rande des Abgrunds. Eine vage Hoffnung, auf die man zuläuft, um dann direkt ins Verderben zu stürzen.“, sagt Alexis zu Sam am Ende des vorletzten Teils der Geschichte (Sterne), als sie über die theoretische Unsterblichkeit von Alexis sprechen. Alexis meint mit dem Leuchten also eine falsche Hoffnung. Als Leser kann man den Titel aber auch anders verstehen, vor allem, wenn man ihn aus der Perspektive von Sam oder den anderen Einwohnern von Township 8 betrachtet: ja, man mag sich in oder kurz vor einem Abgrund befinden, aber wenigstens ist da noch Licht.
Hoffnung ist eines der grossen Themen in allen meinen Geschichten – auch ganz besonders auch in Staub und Regenbogensplitter. Und letztlich schafft der Titel auch eine Verbindung zu diesem vorherigen Werk, weil er etwas Dunkles/Düsteres und etwas Helles/Hoffnungsvolles kombiniert. Ich muss sagen, im Nachhinein bereue ich die Entscheidung nicht. - Und ja, es hat durchaus biblische Anklänge in der Geschichte – wenig überraschend, denn die Bibel ist eins der bekanntesten und meist referenzierten Bücher der Welt. Die Frist der sieben Tage am Anfang, die drohende Flut und die Schöpfung (bzw. der damit verbundene “Gottesgleicheitsanspruch”) können in diesem Sinne gelesen werden.
- Natürlich ist auch der Name des mysteriösen Biotechnologiekonzerns bewusst gewählt. Ein Mantikor ist ein (wohl ursprünglich griechisch-persisches) Fabelwesen mit dem Körper eines Löwen, dem Schwanz eines Skorpions (oder Drachens) und in manchen Darstellungen zusätzlich Flügeln und/oder einem menschenähnlichen Gesicht. Passend für eine Firma, die offensichtlich kein Problem damit hat, wenn ihre Mitarbeiter Mischwesen erschaffen …
- Der Grund dafür, dass Alexis’ Spezies ausgerechnet 84 Chromosomen hat, ist ein einfacher: Zunächst wollte ich die Anzahl der Chromosomen einer beliebigen symbolischen Tierart (z.B. Bienen) verwenden, fand dann aber im Internet eine Liste mit den Zahlen für verschiedene Lebewesen – und bei 84 war eine Lücke. Es gab also laut dieser Liste keine Spezies mit dieser Chromosomenzahl – und das passte natürlich perfekt.
Die Anzahl der Chromosomen hat übrigens nichts mit der Komplexität oder Intelligenz einer Spezies zu tun – viele Tiere und sogar Pflanzen haben mehr Chromosomen als der Mensch (so hat der Hund 78, der Goldfisch 94 und der Adlerfarn 104 – während der Mensch ‘nur’ 46 besitzt). - Alexis hat an mehreren Stellen des Romans ein subtiles “ich/wir” Problem, das bereits die Enthüllung von Derek am Ende andeutet: Wesen von Alexis’ Spezies haben ein gemeinsames Bewusstsein, eine Art ‘hive-mind‘ (ähnlich wie man es bei Bienen und anderen staatenbildenden Insekten vermutet).
- Die kursiven “Ich”-Passagen am Anfang jedes Teils sind aus der Perspektive von Alexis erzählt, weil ich ihre Perspektive unbedingt auch zeigen wollte. Zugleich ist es natürlich ein kleines Rätsel für den Leser, der erst nach und nach versteht, wer hier eigentlich spricht und was der Sinn dieser Passagen ist (nämlich Alexis’ Gedanken und ihre Entwicklung zeigen).
- Die letzte “Ich”- Passage der Geschichte, eine Art Epilog, ist dann allerdings aus Sams Sicht. Das nicht nur, weil Alexis ja nicht mehr da ist, sondern auch, um zu unterstreichen, dass Sam nun etwas von Alexis bekommen hat und so ihre gemeinsame Geschichte weiterführt (wie er ja auch selbst sagt).
- Es fiel mir sehr schwer, das Werk als Romanze zu bezeichnen, weil es ja – allein schon wegen dem Ende – nicht dem klassischen Romance-Schema entsprich. Dennoch ist es das irgendwie, wenn auch eher auf die bitter-süsse oder düstere Art.
- Zwar werden die berühmten drei Worte (“Ich liebe dich.”) an keiner Stelle von den Figuren ausgesprochen, dennoch sind die Gefühle von Liebe und Zuneigung offensichtlich.
- Die meisten Tiere, die erwähnt werden, sind Insekten (Bienen, Schmetterlinge, Glühwürmchen) oder Wirbellose (Frösche, Axolotl, Seeschnecken).
- Das einzige präsente Säugetier ist der graue Kater. Er ist nicht nur ein Zeichen meiner grossen Liebe zu Katzen, sondern eine Erinnerung an meine verstorbenen Kater Oli und Tiger (beide grau), denen das Buch auch gewidmet ist. Mein Versuch, ihnen ein kleines Stück Ewigkeit zu verschaffen.
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