Die im Roman erwähnten vier erwähnten Gemälde gibt es wirklich. Es sind Werke des britischen Malers John William Waterhouse.
„Der Job macht einen verrückt, sage ich dir. Heute hab ich den halben Tag damit verbracht, ein Bild aufzuhängen. Ein Bild. Stell dir das vor.“
„Macht das nicht der Hausdienst?“ Sam versuchte, sich auf Maliks Geschichte zu konzentrieren, aber seine eigenen düsteren Gedanken waren zäh und klebrig wie Teer.
„Was weiß ich. Und es war wieder so ein teurer antiker Ölschinken. Der Typ, von dem ich dir erzählt habe, das hohe Tier – er sammelt die. Nicht genug, dass er sein Büro bereits zugehängt hat, jetzt wollte er im Konferenzraum noch eins. Und rate mal, was es zeigt. Da kommst du im Leben nicht drauf. Ne Frau mit Fischschwanz, die sich die Haare kämmt.“ Malik leerte das halbe Glas auf einmal. „Was ist das? Ein komischer Fetisch?“
(Steine, Sam und Malik in der Bar)
Alexis sank auf einen Mauerrest und starrte an die Wand gegenüber. Dort befand sich ein gigantisches Graffiti, überraschend gut ausgeführt. Es zeigte eine junge Frau mit langen Haaren, die auf einem Felsen am Meer saß. Zu ihren Füssen im Wasser trieb ein Mann, von dem nur noch der Kopf zu sehen war, und ein Arm, den er hilfesuchend nach der Frau ausstreckte. In seinen aufgerissenen Augen lag die blanke Angst. Ihr Blick dagegen war interessiert, aber ohne Mitleid. Als würde sie ihm bei Ertrinken zusehen.
Daneben anklagende Buchstaben, in grellem Rot, nach unten verlaufen wie Blut. Manticor tötet! Wahrscheinlich nicht vom selben Künstler, aber irgendwie passend.
„Was geht dir durch den Kopf?“ fragte Sam leise.
„Ich kenne das Bild.“
„Ehrlich? Woher?“
„Von früher.“ Sie wich aus. Immer noch.
(Steine, Alexis und Sam im zerstörten Bezirk)
Was für ein seltsames Bild. Ein junges Mädchen mit langen, braunen Haaren, das mit den Füßen im Wasser stand. Sie schien nackt zu sein, als hätte sie gerade ein Bad genommen und dabei etwas entdeckt. Oder besser gesagt, jemanden. Ein junger Mann, der am Ufer schlief, nur mit einem Leopardenfell bedeckt. Komisch, sie konnte nackt sein, aber er nicht?
„Kunst eben“, hätte Malik gesagt und mit den Schultern gezuckt.
Sam fühlte, wie sich ein schiefes Grinsen auf sein Gesicht stahl. Allerdings war das Bild im Großen und Ganzen nicht erheiternd. Viel zu düster. Und das bezog sich nicht nur auf die Farben. Wie das Mädchen die Bäume zurückbog, um genauer sehen zu können, als sei sie ein lauerndes Raubtier. Und schlief der Mann wirklich nur? Seiner Haltung nach hätte er auch tot sein können …
(Geschichten, Sam in Madelines Wohnung)
Auf dem Gemälde war ein junger Mann zu sehen, in einem blauen Gewand mit einem auffälligen roten Gürtel. Er beugte sich über ein Gewässer, das über und über mit Seerosen bedeckt war. Und im Wasser vor ihm befanden sich sieben junge Mädchen, dem Mann zugewandt. Zum Teil berührten sie sogar seine Arme, sein Bein, schienen sanft daran zu ziehen. Einladend? Bittend? Oder bedrohlich?
Sieben … natürlich sind es sieben.
Sie sahen sich ähnlich wie Schwestern. Lange dunkle Haare, mit Blumen geschmückt. Weiße Haut. Und irgendwie wirkten ihre Gesichter nicht ganz menschlich. Zu perfekt.
(Wir, Sam im Büro)
Bilder: wikimedia (via Wikipedia.org)